Lebensmittel und Plastik – eine gute Kombi?

Plastik

Plas­tik ist aus dem All­tag nicht mehr weg­zu­den­ken, es erweist sich viel­fach als nütz­li­che Hil­fe. Gleich­zei­tig ist es für die Umwelt ein sehr gro­ßes Pro­blem. Auch gibt es gibt eini­ge Stof­fe, die in ver­schie­de­nen Arten von Plas­tik vor­kom­men, die ein Gesund­heits­ri­si­ko dar­stel­len kön­nen. Dies ist dann der Fall, wenn Lebens­mit­tel dar­in auf­be­wahrt wer­den und dar­über ihren Weg in den mensch­li­chen Kör­per fin­den. Aber auch bestimm­te Lebens­mit­tel kön­nen belas­tet sein.

Hier ist Bis­phe­nol A (BPA), das zu den Phtha­la­ten gehört, wohl mit am bekann­tes­ten. In Euro­pa seit 2011 für die Pro­duk­ti­on von Säug­lings­trink­fla­schen ver­bo­ten, neh­men wir es aber trotz­dem über die Nah­rung auf. So nimmt der über den Urin gemes­se­ne Gehalt beim Über­gang von einer misch­köst­li­chen zu einer vege­ta­ri­schen Ernäh­rung ab (Ji et al., 2010). Tat­säch­lich scheint sich die Phtha­lat-Belas­tung gera­de in Ernäh­rungs­for­men reich an Fleisch und Milch­pro­duk­ten – im Ver­gleich zu eher typi­schen Ernäh­rungs­for­men – zu ver­op­peln (Ser­ra­no et al., 2014). Auch Eier kön­nen eine Phtha­lat-Zufuhr über die Ernäh­rung erklä­ren (Cola­ci­no et al., 2010), eben­so Säug­lings­milch (Mor­ten­sen et al., 2005). Ins­ge­samt sind tie­ri­sche Lebens­mit­tel die wohl bedeu­tends­te Quel­le (Shao et al., 2007). Dar­über hin­aus kön­nen Phtha­la­te auch in Dro­ge­rie-Arti­keln ent­hal­ten sein (Braun et al., 2013), wie auch in Ther­mo­pa­pier, das für Kas­sen­zet­tel im Super­markt ein­ge­setzt wird (Bie­der­mann et al., 2010).

Wo ist das Problem?

Phtha­la­te sind sog. Endo­krin-Dis­rup­t­o­ren. Dies sind Sub­stan­zen, wel­che die bio­che­mi­schen Abläu­fe hor­mo­nel­ler Wir­kun­gen stö­ren und dadurch gesund­heit­lich nach­tei­li­ge Effek­te haben, wie z. B. Wachs­tums- und Ent­wick­lungs­stö­run­gen, Beein­träch­ti­gung der Fort­pflan­zung sowie ein höhe­res Erkran­kungs­ri­si­ko in Bezug auf bestimm­te Krank­hei­ten (Umwelt­bun­des­amt, 2016).

Eine Ver­bin­dung zu Über­ge­wicht ist wahr­schein­lich – die mög­li­cher­wei­se auch über den Ver­zehr mit belas­te­ten (tie­ri­schen) Lebens­mit­teln ver­mit­telt wird, die ihrer­seits für sich genom­men nicht für ihre schlank­ma­chen­den Eigen­schaf­ten bekannt sind. Trotz­dem scheint BPA eigen­stän­di­ge (erhö­hen­de) Effek­te auf das Kör­per­ge­wicht zu haben: wäh­rend der Schwan­ger­schaft für Mut­ter und Kind sowie für das Kind im wei­te­ren Ver­lauf des Lebens, wobei es dann auch zu Insu­lin­re­sis­tenz, wie sie bei Dia­be­tes mel­li­tus Typ 2 sowie Präd­ia­be­tes besteht, kom­men kann (Nadal et al., 2013). Die Gewichts­zu­nah­me ist pro­por­tio­nal zum BPA-Gehalt im Kör­per (Song et al., 2014).

Wenn Pro­duk­te als BPA-frei dekla­riert wer­den, bedeu­tet dies nicht auto­ma­tisch, dass sie unbe­denk­lich sind. So wur­de ver­schie­dent­lich fest­ge­stellt, dass die glei­chen Effek­te in Bezug auf hor­mo­nel­le Aspek­te auf­tre­ten kön­nen wie bei BPA (Bitt­ner et al., 2014; Liao et al., 2012; Yang et al., 2011).

Bei Men­schen mit Nie­ren­er­kran­kun­gen ist in Bezug auf Mela­min-Geschirr Vor­sicht gebo­ten, da die­ser Kunst­stoff bei jenen Pati­en­ten mit einer Ver­schlech­te­rung der Nie­ren­funk­ti­on zusam­men­hängt (Tsai et al., 2019). Mela­min könn­te auch ein Risi­ko­fak­tor für Nie­ren­er­kran­kun­gen sein (An & Sun, 2017).

Kochlöffel aus Polyamid

Bei Köch­löf­feln, Pfan­nen­wen­dern und ande­rem Koch­be­steck, das aus Poly­amid besteht, kön­nen Par­ti­kel des Kunst­stoffs in das Koch­gut über­ge­hen, wes­we­gen der Kon­takt mit ins­be­son­de­re hei­ßen Lebens­mit­teln mög­lichst kurz gehal­ten wer­den soll­te (BfR, 2019). Trotz­dem scheint mehr davon auf­ge­nom­men zu wer­den, als man unter Risi­ko-Nut­zen-Abwä­gun­gen ver­tre­ten könn­te, wes­we­gen es mög­li­cher­wei­se zu gesund­heit­li­chen Pro­ble­men füh­ren kann und der­zeit, auf­grund knap­per Daten­la­ge, nicht als sicher ein­ge­stuft wird (BfR, 2018). Dar­über hin­aus kön­nen beson­ders schwar­ze Kunst­stoff-Koch­löf­fel mit Flamm­schutz­mit­teln belas­tet sein, was ins­be­son­de­re im Kon­takt mit hei­ßem Öl her­aus dif­fun­die­ren kann (Kuang et al., 2018). In einer Unter­su­chung muss­te ein ent­spre­chen­der Pfan­nen­wen­der für 100 Stun­den in 100°C hei­ßem Was­ser gekocht wer­den, um in Euro­pa vor­ge­ge­be­ne Grenz­wer­te für den schwar­zen Farb­stoff Ani­lin zu unter­schrei­ten (Bre­de & Skjev­rak, 2004). Hier wäre es bes­ser, ganz klas­sisch mit Koch­löf­feln oder Pfan­nen­wen­dern aus Holz zu arbei­ten. Auch für die Umwelt ist dies auf jeden Fall besser.

Belastung mit Mikroplastik

MIkro­plas­tik in den Mee­ren ist ein gro­ßes Umwelt­pro­blem, dar­über hin­aus fin­det eine Bio­ak­ku­mu­la­ti­on in Fisch statt, auch Meer­salz kann Mikro­plas­tik ent­hal­ten (Pei­xo­to et al., 2019). Eine regel­mä­ßi­ge Zufuhr kann zu Über­ge­wicht, Pro­ble­men hin­sicht­lich der Frucht­bar­keit und Krebs füh­ren (Shar­ma & Chat­ter­jee, 2017). Mikro­plas­tik wird pri­mär über den Ver­dau­ungs­trakt auf­ge­nom­men und kann sich im Kör­per ver­tei­len, so dass eine Trans­lo­ka­ti­on in die Lun­ge mög­lich ist (Rist et al., 2018), wo ent­spre­chen­de Pro­ble­me ent­ste­hen kön­nen (Gas­pery et al., 2018).

Da Kunst­stof­fe zu Mikro­plas­tik zer­fal­len und eini­ge Stof­fe in Plas­tik bestimm­te gesund­heit­li­che Risi­ko­fak­to­ren dar­stel­len, kann man kon­se­quen­ter­wei­se anneh­men, dass Mikro­plas­tik ein ana­lo­ges Gesund­heits­ri­si­ko ist. Und mehr: Mikro­plas­tik ist in der Lage, ande­re Umwelt­gif­te zu bin­den und durch die Nut­zung von Mee­res­be­woh­nern als Lebens­mit­tel jene Toxi­ne in Lebens­mit­tel ein­zu­füh­ren (Guz­zet­ti et al., 2018). Plas­tik scheint also nicht nur in Ver­bin­dung mit Lebens­mit­teln kei­ne gute Kom­bi zu sein, daher soll­ten wir den Gebrauch auf ein not­wen­di­ges Mini­mum reduzieren.

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