Ingwer kann bei bei Migräne helfen

Migräne

Etwa 10 % der Deut­schen sind von Migrä­ne betrof­fen, wobei Frau­en etwa dop­pelt so häu­fig dar­über kla­gen (DMKG, 2019). Zur Behand­lung kom­men ver­schie­de­ne Medi­ka­men­te, wie Schmerz­mit­tel oder Trip­ta­ne, zum Ein­satz. Doch eine Stu­die fand her­aus, dass Ing­wer­pul­ver ähn­lich gut hel­fen kann wie der Wirk­stoff Suma­trip­tan. Auch eine Ernäh­rungs­um­stel­lung kann von Nut­zen sein.

Vor knapp 30 Jah­ren erschien in der For­schungs­li­te­ra­tur eine Case Stu­dy, also eine Stu­die, bei der eine Ein­zel­per­son betrach­tet wird. Sol­che Case Stu­dies – oder auch Fall­stu­di­en – las­sen kei­nen Schluss auf die All­ge­mein­gül­tig­keit eines Zusam­men­hangs oder auf eine Ursa­che-Wir­kungs-Bezie­hung zu, aller­dings wer­fen die­se durch­aus inter­es­san­te Fra­gen auf und laden die Sci­en­ti­fic Com­mu­ni­ty dazu ein, bestimm­te For­schungs­hy­po­the­sen tie­fer­ge­hend zu untersuchen.

In besag­ter Fall­stu­die (Mus­ta­fa & Sri­vas­ta­va, 1990) nahm die Migrä­ne-Pati­en­tin beim Auf­tre­ten eines klas­si­schen Sym­ptoms (Aura) 500 – 600 mg Ing­wer­pul­ver in Was­ser ein und der Kopf­schmerz ließ 30 Minu­ten spä­ter spür­bar nach. Die­sel­be Dosis wur­de nach 4 sowie 8 Stun­den erneut ein­ge­nom­men (Gesamt­do­sis: 1,5−2 g Ing­wer­pul­ver pro Tag). Die­se Vor­ge­hens­wei­se wur­de an 3 – 4 auf­ein­an­der­fol­gen­den Tagen wie­der­holt. Eine ergän­zen­de Inklu­die­rung von rohem Ing­wer in die täg­li­che Ernäh­rung zeig­te einen prä­ven­ti­ven Effekt, die Häu­fig­keit und Schwe­re der Migrä­ne-Sym­pto­me nah­men ab.

Klinische Studie zur Wirksamkeit von Ingwer

Es soll­te 23 Jah­re dau­ern, bis eine kli­ni­sche Stu­die durch­ge­führt wird, die Ing­wer­pul­ver mit einem phar­ma­ko­lo­gi­schen Wirk­stoff, hier: Suma­trip­tan, ver­gleicht (Magh­boo­li et al., 2013). Die Ver­suchs­teil­neh­mer beka­men ent­we­der eine Kap­sel mit 250 mg Ing­wer­pul­ver oder eine Kap­sel mit 50 mg Suma­trip­tan, die jeweils beim Auf­tre­ten von Migrä­ne-Sym­pto­ma­tik ein­zu­neh­men war – die Pro­ban­den taten dies im Durch­schnitt nach 25 Minu­ten. In bei­den Grup­pen (Ing­wer bzw. Suma­trip­tan) wur­de ein ähn­lich star­ker und ähn­lich schnel­ler Rück­gang der Schwe­re des Kopf­schmer­zes berich­tet: um etwa 50 % nach 30 Minu­ten, um wei­te­re ca. 60 % nach 60 Minu­ten, nach 2 Stun­den schließ­lich berich­te­ten die Teil­neh­mer bei­der Grup­pen eine min­des­tens 90 %ige Reduk­ti­on. In Bezug auf Suma­trip­tan wur­den von 20 % der Teil­neh­mer u. a. Schwin­del und Sod­bren­nen berich­tet, hin­sicht­lich Ing­wer nann­ten 4 % der Teil­neh­mer Schmerz oder Unwohl­sein im Ober­bauch als Neben­wir­kung. Die Zufrie­den­heit mit dem zufäl­lig zuge­teil­ten Wirk­stoff zur Behand­lung der Migrä­ne war in bei­den Grup­pen ähn­lich hoch.

Eine wei­te­re Stu­die (Bun­ner et al., 2014) ver­glich eben­falls zwei Grup­pen. Hier wur­de ein Teil der Pro­ban­den auf eine voll­wer­ti­ge vega­ne Ernäh­rung umge­stellt, der Rest erhielt ein Pla­ce­bo-Sup­ple­ment und änder­te das Ernäh­rungs­ver­hal­ten nicht. Nach 16 Wochen wur­den die Grup­pen gewech­selt (sog. Cross­over-Design), die Inter­ven­ti­on dau­er­te ins­ge­samt 32 Wochen an. Im Rah­men der Ernäh­rungs­ver­än­de­rung wur­den auch eini­ge Lebens­mit­tel gestri­chen, neben allen tie­ri­schen waren dies z. B. Scho­ko­la­de, Zucker, Kaf­fee und Alko­hol. Am Ende zeig­te die Ernäh­rungs­in­ter­ven­ti­on ten­den­zi­ell die bes­se­re Wir­kung, wäh­rend sich der sub­jek­tiv wahr­ge­nom­me­ne Schmerz nur in der Grup­pe der Ernäh­rungs­in­ter­ven­ti­on deut­lich ver­rin­ger­te. Die Autoren der Stu­die füh­ren die Ver­bes­se­rung zum Teil auf die erreich­te Gewichts­re­duk­ti­on (4,3 kg) zurück – in der Kon­troll­grup­pe waren es ledig­lich 0,4 kg.

Fettreduktion als weiterer Faktor

Es kann ange­nom­men wer­den, dass bei den Ver­bes­se­run­gen die mit der Ernäh­rungs­in­ter­ven­ti­on ein­her­ge­gan­ge­ne Fett­re­duk­ti­on auch zumin­dest teil­wei­se eine Rol­le gespielt hat, wobei dies wie­der­um am bes­ten über eine Erhö­hung des Anteils von Obst, Gemü­se und Hül­sen­früch­ten erreicht wird (Bic et al., 1999). Es sieht so aus, als sei eine Ver­rin­ge­rung des Fett­an­teils auf unter 30 % der täg­lich zuge­führ­ten Kalo­rien hilf­reich, unter beson­de­rer Reduk­ti­on der in Kokos- und Palm­öl sowie tie­ri­schen Lebens­mit­teln ent­hal­te­nen gesät­tig­ten Fett­säu­ren (Fer­ra­ra et al., 2015).

Fazit

Ins­ge­samt scheint es für Migrä­ne-Pati­en­ten rat­sam, es zunächst mit einer Ernäh­rungs­um­stel­lung zu ver­su­chen, die pflan­zen­be­tont, fett­re­du­ziert und reich an Mikro­nähr­stof­fen ist. Ing­wer kann im Fall einer aku­ten Migrä­ne-Atta­cke zusätz­lich hel­fen. Che­mi­sche Süßungs­mit­tel wie Aspartam ste­hen im Ver­dacht, ein Risi­ko­fak­tor für Migrä­ne zu sein (Jacob & Stech­schul­te, 2008). Erkran­kun­gen wie Adi­po­si­tas, Dia­be­tes mel­li­tus Typ 2 oder das Meta­bo­li­sche Syn­drom sind eben­falls mit Migrä­ne asso­zi­iert (Casuc­ci et al., 2012).

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